Kollegium der Jungfrauen von Jesus

Das Kollegium der Jungfrauen Jesu ist ein Gebäudekomplex mit zusammengesetzten architektonischen Merkmalen, der sich aus der Verschmelzung und dem Nebeneinander von Gebäuden ergibt, die zu unterschiedlichen Zeiten und für unterschiedliche Zwecke errichtet wurden. Ursprünglich war es das Haus der Familie Aliprandi, aus der Elena, die Ehefrau von Rodolfo Gonzaga und Mutter der Gründer des Kollegs, stammte. Der Hauptkern des Gebäudes kann mit Sicherheit auf das 16. Jahrhundert datiert werden. In seinen Grundzügen entspricht es der typischen Struktur eines mantuanischen Herrenhauses. Die Fassade aus dem 17. Jahrhundert nimmt die gesamte Via Perati ein, zu der der Haupteingang führt. Im Westen blickt das Gebäude auf einen weitläufigen Gemüsegarten, der die Landschaft dominiert, während im Süden der Hof liegt, zu dem man durch ein Haupttor gelangt. Im herrschaftlichen Teil des Gebäudes erkennt man die Androne (zu der sich die Räume öffneten), die zum Säulengang führt, von dem aus man über eine ellipsenförmige Treppe in die oberen Stockwerke gelangt. Das Motiv der Arkaden findet sich in einer Loggia wieder, die durch große Fenster geschlossen ist und zu der sich die Schlafzimmer öffnen. Alle diese Räume werden derzeit als Museum genutzt.

Das Kolleg der Jungfrauen Jesu wurde am 21. Juni 1608 von den drei Enkelinnen des Heiligen Ludwig, Cinzia, Olimpia, Gridonia und sieben weiteren Frauen aus Castiglione gegründet. Ihre Regel wurde bald kanonisch anerkannt, obwohl die Einrichtung in Italien eher ungewöhnlich war. Bei der Verwirklichung wurde das Modell des Kollegs von Hall (Innsbruck), das von den Töchtern Kaiser Ferdinands initiiert wurde, berücksichtigt. Diese "Versammlung edler Frauen" sollte sich dem Gebet und der Erziehung der "jungen Mädchen" widmen. Es war seine weltliche Ausrichtung, die das Kolleg vor der napoleonischen Aufhebung der religiösen Institute bewahrte. Die geistliche Betreuung der "Damen" wurde von Anfang an den Jesuitenpatres anvertraut, die sie zunächst durch die Anwesenheit von Pater Cepari in Castiglione sicherstellten. Bis vor einigen Jahrzehnten sah das Statut vor, dass jede Novizin zusätzlich zu ihrer persönlichen Mitgift ein Werk von künstlerischem Wert in das Kolleg einbringen sollte. Auch nicht adlige Frauen konnten in die Institution eintreten, sofern sie bereit waren, als "Oblaten" den verschiedenen Bedürfnissen zu dienen. Der Beitrag des Kollegs in Zeiten von Katastrophen, Seuchen und politischen Schwierigkeiten war entscheidend. Im Jahr 1859 taten die "Damen" auch ihr Bestes, um den Verwundeten in der Schlacht von Solferino und San Martino zu helfen. Im Jahr 1952 wurde das Institut zu einer vom Heiligen Stuhl anerkannten Ordenskongregation. Heute betreiben die "Schwestern" eine Grundschule und einen Kindergarten und führen ein Internat für Schülerinnen.